… bis ich fast vom Stein erschlagen wurde.
Bevor es heute zu meiner kleinen Nahtoderfahrung in den Naturbädern von Seixal gekommen ist, haben wir unseren Airbnb-Mitbewohner Michael um 11 Uhr in Porto da Cruz für eine achtstündige Klippenwanderung abgesetzt. Ciao… da hätte ich Wandermuffel ja mal so gar keinen Bock drauf. Meinen Freund Dani habe ich aber schon fast „Ja klar, wir gehen mit“ sagen hören, als Michael gestern von seinen Plänen erzählt hat. Wir haben uns dann aber lieber ein entspannteres Programm vorgenommen: Erst zu den Grotten von São Vicente und nachmittags an die Vulkanbäder von Seixal. Wenn noch Zeit bleibt, wollten wir auch noch in den Fanal Forest. Der soll allerdings bei Nebel laut Reiseführer am schönsten sein.
Wie geplant sind wir also die Ostküste entlang von Porto da Cruz über die kleinen Bergstraßen (ER108 & ER213) nach Faial und weiter zu den Ruínas de São Jorge gefahren. Auf der gesamten Strecke gibt es immer wieder wunderschöne Aussichtspunkte. Es lohnt sich also definitiv, die alte Bergstraße zu nehmen und nicht die Schnellstraße durch die endlosen, dunklen Tunnel.
Bei den Ruinen gibt es einen Torbogen, der aussieht, als könnte man direkt ins Meer hindurchsteigen. Das tolle Fotomotiv wollen natürlich alle ausnutzen und man muss ganz schnell sein für einen perfekten Schnappschuss ohne Touristen im Hintergrund. Außerdem kann man dort dem wilden Meeresrauschen noch eine Weile lauschen. Direkt nebenan gibt es ein Restaurant mit zwei Pools. Das haben wir allerdings nur von außen gesehen. Irgendwie wirkte die Kombi „Restaurant mit Pool, aber ohne Hotel“ auf uns etwas merkwürdig. Ich hab so etwas zumindest noch nie sonst gesehen so mitten im Nirgendwo.


Weiter gings zu den Grutas de São Vicente. Hier mussten wir auf dem Parkplatz leider feststellen, dass diese im Moment geschlossen sind. Grund dafür ist ein Erdbeben 2023 und jetzt müssen die Grotten erstmal renoviert werden. Google sagt, sie sind noch mindestens bis 2028 geschlossen.
Also sind wir einfach weitergefahren Richtung Seixal und haben an noch ein paar Aussichtspunkten gehalten. Um 13 Uhr sind wir also endlich bei den Naturbecken angekommen.
Die Naturbecken in Seixal – Wo Eidechsen dein Essen klauen
Die Naturbecken von Seixal sind durch erkaltete Lava direkt am Meer entstanden und bieten ein spektakuläres Badeerlebnis zwischen schwarzen Felsen und türkisblauem Wasser. Allerdings sind sie, anders als oft online angegeben, nicht kostenlos, sondern kosten 2,50 Euro pro Person (was ich aber völlig okay finde, im Freibad zahlt man inzwischen deutlich mehr). Also schnell in der Umkleidekabine umgezogen, mit gutem Lesestoff (My Sister, the Serial Killer von Oyinkan Braithwaite, sehr spannend!) ans nicht allzu überfüllte Becken gesetzt und entspannt losgelegt.
Mit ein bisschen Hunger im Bauch habe ich dann meine Snacks und die obligatorische Wassermelone ausgepackt (ja, schon wieder viel Pinkelpotenzial, aber dieses Mal gab es immerhin Toiletten in nächster Nähe). Kaum lagen die Snacks auf dem Handtuch, hatte ich plötzlich eine Armee von etwa 100 Eidechsen um mich herum, die unbedingt etwas abhaben wollten. Und glaubt mir: Respekt vor Menschen haben die kleinen Kerle gar keinen. Sie saßen fast auf meinem Schoß und Danis Rucksack hatten sie direkt komplett in Beschlag genommen. Also schnell die Snacks vernichtet und ab ins Wasser. Die Temperaturen waren angenehm, aber ich empfehle definitiv Wasserschuhe. Ich bin beim Ausstieg natürlich sofort ausgerutscht und habe mir einen dicken blauen Fleck am Hintern geholt. Mein großer Zeh hat immerhin nur eine kleine Schürfwunde abbekommen.
Zum Trocknen habe ich mich dann gemütlich auf mein Handtuch unter die Klippen gelegt und noch zu Dani gesagt, dass ich noch nie einen echten Steinschlag erlebt habe und mich frage, ob die Warnschilder wohl nur aus rechtlichen Gründen dort stehen (typischer Deutsche-Kartoffel-Gedanke, hehe). Tja, das hätte ich besser nicht verschreien sollen. Keine 20 Minuten später haben sich tatsächlich Steine gelöst. Einer, ungefähr so groß wie mein Fuß, ist nur haarscharf an meinem Kopf vorbeigeschlagen. Ich bin zum Glück rechtzeitig aufgesprungen. Unser Liegenachbar kommentierte trocken: „This was a really big stone that almost hit you!“– Ach echt? Gar nicht mitbekommen…
Nachdem Dani irgendwann langweilig wurde, weil sein Fitzek nicht ansatzweise so spannend war wie mein Buch, sind wir dann doch noch Richtung Fanal Forest aufgebrochen. Und da hatten wir hingegen wieder richtig Glück: Es war neblig! Wie es dort war, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.