Auf Dschungelpfaden zum Wasserfall – Der PR 9 zum Caldeirão Verde

… oder wenn die schwache Blase zum Endgegner wird

Heute sind wir nach einem kurzen Frühstück in unserer Unterkunft pünktlich um 10 Uhr losgefahren zum Parkplatz der Wanderung PR 9 – Levada do Caldeirão Verde. Mein Tanzpartner (Shoutout an Sebastian!) war vor ein paar Wochen ebenfalls auf Madeira und hat mir diese Wanderung mit wunderschöner Aussicht und einem beeindruckenden Wasserfall empfohlen. Da auch unsere Airbnb-Mitbewohner meinten, die Levada-Wanderungen* seien alle sehr empfehlenswert, haben wir gar nicht lange überlegt und sind einfach losgefahren.

Auf dem Weg fiel mir dann allerdings auf, dass die Wanderung angeblich 6,5 Stunden dauern soll. Shit. Natürlich hatten wir kein richtiges Essen und viel zu wenig zu trinken dabei. Also kurzer Stopp in Santana beim Supermarkt, wo wir uns mit Snacks und Getränken eingedeckt haben (die Dani dann getragen hat – danke dafür!). Eine freundliche Dame, die am Startpunkt erstmal 3 € pro Person kassiert hat (auf Madeira zahlt man oft für Wanderwege, damit diese instandgehalten werden), meinte dann beruhigend, dass die Strecke zum Wasserfall „nur“ 4 Stunden dauert. Die 6,5 Stunden sind bis zum Gipfel. Da hab ich Anti-Wander-Kartoffel ja nochmal richtig Glück gehabt!

Am Parkplatz dann der nächste Schock: rappelvoll! Anscheinend waren wir um 11 Uhr schon fast zu spät dran. Aber auch hier wieder Glück: Wir haben den letzten freien Platz bekommen (9 € Parkgebühr haben wir bezahlt, max. 10 € pro Tag). Ich sag’s ehrlich: Lieber zahle ich 5 € pro Person, als noch eine Stunde länger Serpentinen hochzulaufen… auch wenn mein Schwabenherz kurz geblutet hat.

Zur Wanderung selbst: Absolut wunderschön! Der Weg ist insgesamt relativ flach, wird aber trotzdem als „mittel“ bis „schwer“ eingestuft, weil man auf schmalen Pfaden entlangläuft und man schwindelfrei sein sollte. Wichtig: Nehmt ein Licht mit (Handytaschenlampe reicht), da ihr drei stockdunkle Tunnel durchqueren müsst. Zieht auf jeden Fall festes Schuhwerk an! An einigen Stellen ist der Weg nass und glitschig, besonders in der Nähe der Wasserfälle.

Nach etwa einer Stunde erreicht man den ersten kleinen Wasserfall mit Brücke. Das erste tolle Fotomotiv! Nach einer weiteren Stunde kommt man endlich zum großen Wasserfall, der in einem natürlichen Becken endet. Eigentlich ist der Weg direkt an den Wasserfall abgesperrt, aber fast alle gehen trotzdem hoch. Er ist nicht besonders steil oder schwierig. Einige Mutige springen sogar ins 8 Grad kalte Wasser. Ich hab’s lieber gelassen und einfach das Plätschern genossen.

Am Wasserfall haben wir etwa eine halbe Stunde Pause gemacht und Snacks gegessen. Fehler Nummer eins: Ich habe mir mal geschwind eine halbe Wassermelone reingezogen. Fehler Nummer zwei: Ich bin nicht direkt am Wasserfall nochmal in ein Gebüsch zum Pinkeln gehüpft. Auf dieser ganzen Strecke zurück zum Parkplatz gibt es einfach kein ruhiges Örtchen! Männer haben’s da deutlich leichter… für mich war’s ein echter Kampf. An manchen Stellen riecht es auf dem Wanderweg auch ziemlich nach Urin, weil anscheinend ein paar Leute keine Geduld mehr hatten. Beim zweiten Tunnel fand ich endlich eine Gelegenheit, in die Büsche zu verschwinden. Aber leider nicht nur ich, sondern auch eigentlich alle anderen Wanderer. Für mich mit Toiletten-Phobie (hauptsächlich wegen der Gerüche) der absolute Albtraum. Kurz gesagt: Es war wie in einer Kläranlage und meine Würg-Geräusche haben wahrscheinlich bis ins Tal geschallt.

So viel zum ekligen Teil der Wanderung. Der wird euch hoffentlich nicht treffen, wenn ihr euch einfach entscheidet unten nochmal auf die Toilette zu gehen und in Maßen zu trinken (und keine Wassermelone zu essen). Lasst euch aber auf keinen Fall von meinen Problemchen davon abhalten diese Wanderung zu machen, das war nämlich auf jeden Fall ein krasses Highlight. Vielleicht könnt ihr das auch den Bildern unten entnehmen.

Nach unserer Wanderung hatten wir noch genug Energie und sind nach Santana gefahren, um uns dort traditionelle kleine Häuschen anzuschauen. Anschließend ging es weiter zu einem Aussichtspunkt und zum Strand in Faial. Im nächsten Beitrag könnt ihr lesen, wie es dort war und ob sich der Ausflug gelohnt hat.

Kurzer Einschub zu „Levadas“

*Die sogenannten Levadas sind schmale Wasserkanäle, die schon im 16. Jahrhundert gebaut wurden, um Wasser von den regenreichen Bergen in die trockeneren Regionen Madeiras zu leiten. Heute sind sie nicht nur ein wichtiges Bewässerungssystem, sondern auch die Grundlage für viele der schönsten Wanderwege der Insel.

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